Bayerisches Staatsballett II

„Ballett ist die Kunstform des 21. Jahrhunderts, die mitten im Leben steht, gesellschaftliche Prozesse ästhetisch reflektiert und die Menschen emotional und physisch mitreißt. Ballett ist von anarchischer Schönheit. Das muss unser Repertoire spiegeln.“

  • Das Triadische Ballett, Gelbe Reihe | © Wilfried Hösl

Portrait

Üblicherweise bestimmen Direktoren das Profil ihrer Truppe. Dafür sitzen sie hauptsächlich in Trainingssälen und auf Bürostühlen herum. Stattdessen gondelt Ivan Liška, noch Chef des Bayerischen Staatsballetts, neuerdings oft im Reisebus kreuz und quer durchs Land. Er begleitet die 16 Nachwuchstänzerinnen und -tänzer, die als Junior Company des Staatsballetts firmieren, zu ihren Auftritten – bestückt mit Neoklassik aus den Ateliers von Balanchine und van Manen, auratischer Energie vom Tempomacher Richard Siegal, spanischer Melancholie aus Nacho Duatos Schrittmanufaktur. Zwei Jahre lang bleiben die Newcomer Teil des Teams, lernen verschiedene Kunst- und Arbeitsstile kennen sowie kreative Prozesse mitzugestalten. Sie erleben eine Phase des Nachreifens und wappnen sich so für den Einstieg in dauerhafte Engagements. 2014, im fünften Jahr seines Bestehens, hat das Bayerische Staatsballett II ein außergewöhnliches Präsent erhalten: Ivan Liška und Ballettmeisterin Colleen Scott studierten Oskar Schlemmers Triadisches Ballett ein, in der Fassung, die Gerhard Bohner 1977 herausbrachte. Dass die beiden damals als Exponenten und Exponate der legendären Kostüm- und Bewegungsarchitektur mit von der Partie waren, prädestiniert sie zur Weitergabe an die nächste Generation. Koproduziert von der Berliner Akademie der Künste, kofinanziert vom TANZFONDS ERBE, hat diese Neuauflage (und damit: ein Ballettensemble) die Jury-Hürde zur Tanzplattform 2016 genommen – bravo!

Dorion Weickmann

Produktionen

About: Time (2014)
Choreography: Sebastian Goffin

Bilder einer Ausstellung/Pictures of an Exhibition (2014)
Choreography: Norbert Graf, Ayman Harper, Ivan Liška

Das Triadische Ballett (2014)
Choreography: Gerhard Bohner (1977) adapted from Oskar Schlemmer

Lauda (2014)
Choreography: Norbert Graf & Simone Sandroni

Valse Fantaisie (2014)
Choreography: George Balanchine

DisTanz (2015)
Choreography: Dustin Klein

LUCE (2015)
Choreography: Ivan Liška

Polychrome Dances (2015)
Choreography: Davide Bombana

Three Loves (2016)
Choreography: Maria Barrios
 

Geschichte

Die dokumentierte Geschichte des Balletts in München reicht 350 Jahre zurück zur höfischen Festtradition. Die Tänzerin und Ballettdirektorin Lucile Grahn steht für das romantische Ballett des 19.Jahrhunderts, das hier, schon damals besetzt mit illustren Gästen wie Marie Taglioni, gefeiert wurde. 1989 wird das Ballett in München den Sparten Oper und Schauspiel gleichgestellt und die Emanzipation der Sparte Tanz realisiert. In seinem 25. Jubiläumsjahr verfügt das Bayerische Staatsballett über eines der größten und substanzreichsten Repertoires in Europa. Das Ensemble tanzt 70 Vorstellungen im Nationaltheater (2200 Plätze), von den großen Werken der St. Petersburger Klassik über Cranko und Neumeier bis zur internationalen Avantgarde. Staatsballett und Junior Company gastieren weltweit.

Materialien