Cocoon Dance
„Wir kitzeln die Form so lange, bis die Verhältnisse zum Tanzen kommen.“
Werke des Bonner Ensembles CocoonDance locken ihr Publikum, schlagen Haken, verschachteln sich und ziehen mit: So wird schon das Betrachten zu einer Art Tanz. Schritte nach rechts und links und Sprünge und Wendungen. Deren Ausführung aber, dem Denken und Fühlen, lassen sie reichlich freie Bahn. Erzähl- und Wahrnehmungsmuster sind denn auch die großen Themen, denen die Choreografin Rafaële Giovanola und der Dramaturg Rainald Endraß mit ihren Produktionen auf ganz unterschiedliche, stets höchst elaborierte Weise mit ausgesuchten Tänzern und mit speziellen Bühnenkonstruktionen, Sprache, Video-, Musik- und Soundeinsatz nachgehen. Nach Duetten über Beziehungen erweiterten sie die Frage nach dem Verbinden und Verknoten auf Gruppen und Ereignisse und gleichzeitig aufs Verknüpfen von Gegenwart und Vergangenheit. Daraus wurde eine „Verschwörungs-Triologie“, in der Fragmente von Tänzen, Texten, Stimmen, Klängen auf etwas Ganzes verwiesen, das sich nie zeigte und an dessen Fehlen das Begehren nach Ganzheit spürbar wurde. Danach nimmt „RE-PLAY The Swan“ sich die Wiederholung als Prinzip vor und inszeniert auf ironisch schillernde Weise das fingierte Gleiche, das Nichtvergehen von Zeit, das Ende, das keines sein darf, den furchtbar und lächerlich unsterblichen Schwan. „Pieces of me“ hat keinen Halt mehr an einem Ort oder einer Person, es ruft zum Bezeugen auf und verbirgt sich, indem es Gedanken und Getanes scheinbar offen legt; die Erinnerung an das Tanzen auf Erde und ein rotes Kleid blitzt auf, ein Stück aus einem kollektiven Traum.
Melanie Suchy
Pieces of Me (2013)
7 performers, stage 14 x 10 m, 60 min
RE-PLAY The Swan (2012)
5 performers, 60 min
I’ve seen it all (2011)
6 performers, stage 14 x 12 m, 60 min
Another you (2010)
2 performers, stage 10 x 10 m, 55 min
Dating Your Enemy (2007)
2 performers, stage 8 x 8 m, 45 min
Lovers and other strangers (2005)
2 performers, stage 10 x 10 m, 60 min
CocoonDance wurde 2000 von der Choreografin Rafaële Giovanola und dem Dramaturgen Rainald Endraß gegründet. Die in Baltimore geborene Schweizerin war zunächst Solistin in Turin, bevor sie von William Forsythe für acht Jahre an das Ballett Frankfurt engagiert wurde. Anschließend arbeitete sie mit Pavel Mikuláštiks Choreografischem Theater, zuletzt in Bonn. Seit 2004 produziert, spielt und kuratiert CocoonDance im freien Bonner theaterimballsaal. Kontinuierliche Teamarbeit und eine stark dramaturgische Ausrichtung begründen die inhaltliche und künstlerische Qualität. Die im Spannungsfeld von Theater und Abstraktion entstandenen Projekte touren mittlerweile auf vier Kontinenten und wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.