Der in zeitgenössischem Tanz und interkultureller Kommunikation studierte Alfredo Zinola ist nicht nur ein herausragender Performer und Tänzer sondern ein Choreograf, dessen Stücke ein Alleinstellungsmerkmal haben: Sie wenden sich an sehr junge Menschen (unter sechs Jahren) ohne sich ästhetisch anzubiedern. Aus der Interaktion von Körper, Bewegung, Licht und Kostüm entstehen in aufwändigen und nicht nur für Kinder außergewöhnlichen Bühnenräumen neue Welten. Zinola und seine tänzerischen sowie choreografischen Partner beflügeln die Fantasie der Kleinen, indem sie den Körper in seinen sozialen Gefügen choreografisch erforschen. Das Publikum sieht Füße, Arme, Hände, Beine und Köpfe, die sich in fremdartige Wesen verwandeln, sie sehen Menschen, die einander spielerisch entdecken. Momente der Ruhe, des Schwebens oder Dahingleitens übertragen sich von den Spielern auf die Zuschauenden. Choreografien wie PRIMO, eine Unterwasserperformance für zeitgenössischen Tanz, Figuren und Dichtung, oder NERO, einem poetischen Schritt ins Dunkle, in die Magie der Nacht, sind gelungene Einstiege in nicht narratives, experimentelles Theater für die Allerkleinsten, die hier frühzeitig spielerisch lernen, wie zeitgenössisches Tanztheater geht. Zinolas Choreografien bringen die Kinder zum emotionalen und körperlichen Nachvollzug des Gesehenen und Erwachsene dazu, sich in diese Welten miteinzufinden, ohne sich im Geringsten ästhetisch unterfordert zu fühlen oder gar zu langweilen. Deshalb gibt es seit 2014 auch ein Stück für ältere Kinder mit dem eindrücklichen Namen und Konzept Bomba mix.

Nina Hümpel